Die Bindungslosigkeit zieht in die Sprache ein

Unsere deutsche Sprache bietet uns viele Möglichkeiten, mit ihr umzugehen. Insbesondere uns Textern. Umso vertrauter ich mit dieser Sprache bin, mit ihrer Grammatik, ihrem immensen Baukasten an Satzzeichen wie Bindestrich, Gedankenstrich, Doppelpunkt, Auslassungszeichen …, desto besser kann ich diese zielgerichtet einsetzen und damit Stimmungen erzeugen.

Bindestriche sind dafür da, Zusammengehörigkeiten aufzuzeigen. Verbindungen eben. Das eine Wort und das andere Wort gehen eine Verbindung ein und zeigen sich als Sinn-Gemeinschaft wie beim Glühwein-Ausschank oder dem illegalen Stadtautobah-Rennen. Bei langen Wörtern oder Mehrfachzusammetzungen trägt ein Bindestrich dazu bei, Inhalte schneller verständlich  zu machen und damit den Lesefluss zu beschleunigen. Doch warum taucht dennoch das „Deppenleerzeichen“, ein falsch gesetztes Leerzeichen zwischen zwei oder mehr Wörtern oder Wort-Zahl-Buchstabenverbindungen, immer häufiger auf?

 

Smartphones und Marketingsprache sind schuld?

Es gibt verschiedene Ideen dazu, warum der Bindestrich immer häufiger dort weggelassen wird, wo er ursprünglich und orthografisch korrekt gesetzt werden müsste. Manch einer vermutet, dass es an der häufigen Verwendung von Smartphones liegt. Hier liegt der Bindestrich auf einer anderen Tastaturebene und bei der Wortergänzung erkennen diese Systeme meistens nicht die komplexen Komposita – die Wortzusammensetzungen. So fällt dieses Satzzeichen häufig der Bequemlichkeit des Schreibenden zum Opfer.

Ein offensichtlicherer Grund ist für mich die Vielzahl von englischen Begriffen, die wir verwenden. Mit diesen Begriffen zieht auch gleich die englische Schreibweise in deutsche Texte ein. Manche Schreiber wissen es einfach nicht besser, weil englische Fachausdrücke oft ohne Bindestrich geschrieben werden, insbesondere, wenn sie  offiziell noch nicht eingedeutscht wurden. Im Englischen heißt es dann Online Marketing statt Online-Marketing.  Oder Email statt E-Mail.

Schon lange Zeit üblich ist das „Deppenleerzeichen“ also das falsch gesetzte Leerzeichen, in der werblichen Unternehmenskommunikation bei Wortverbindungen mit dem Unternehmens- oder Markennamen.  Das liegt auch daran, dass sich die Unternehmen bestimmte Ausdrücke als Wort-Bild-Marke schützen lassen. Zudem schreiben sie in Prospekten und in der werblichen Kommunikation den Markennamen gern in Versalien. Dazu passt für viele dann der Bindestrich nicht so gut. Da heißt es dann beispielsweise „Weger Stühle im originialen Weger Design“ …. Mit diesen Smart Line Gestaltung bringen Sie Leben ins Haus.“ (Beispiel frei erfunden) Korrekt wäre: Weger-Stühle, Weger-Design, Smart-Line-Gestaltung …“  Doch spätestens bei der Verwendung von zwei Bindestrichen, wird es manch einem dann zu „strichlastig“. Dann heißt es ganz einfach: „Ich mach mir die Sprachwelt, wie sie mir gefällt.“ Und am Ende weiß keiner mehr, was richtig, was falsch ist – ist auch egal. Oder auch nicht, denn diese Regelungen machen ja Sinn. Sie dienen dem Leser. Und: Wer kundenorientiert unterwegs ist, sollte auch seine Unternehmens- und Produktsprache am Leser orientieren.